1. Arbeitstag

Der Start in den ersten Arbeitstag war etwas turbulent, da um acht Uhr sogleich ein Ausflug in eine Bibliothek geplant war und nicht sonderlich viel Zeit und Aufmerksamkeit vorhanden waren für ein richtiges Willkommen. Dennoch konnte ich auf dem Hin- und Rückweg schon erste Gespräche mit den Teammitgliedern führen.
Die Kinder waren neugierig, aber noch zurückhaltend und sprachen nur Finnisch.
In der Bibliothek angekommen, gingen wir, geleitet durch eine Mitarbeiterin, in einen Vorleseraum. Zumindest war dieser für diese Zwecke eingerichtet (siehe Fotos). Beim Eintritt in den Raum sowie auch dann in die Einrichtung selbst müssen die Straßenschuhe ausgezogen werden. Das ist so üblich in Finnland.

Das Kinderbuch handelte über ein kleines Hasenkind, das einen Schneemann erbaut hatte. Dieser Schmolz, als der Winter zu Ende ging, und es war ganz traurig. Sein Vater erzählte ihm/ihr wohl daraufhin, dass der Schneemann nur Urlaub machen würde und viele Abenteuer erlebt. Bis er, wenn der Winter erneut einigt, wieder zurückkehren würde.
Der Hasenvater schickte daraufhin verschiedene Postkarten des Schneemanns mit diversen Urlaubsmotiven an sein Kind. Welches daraufhin sich vorstellte, welche fantastischen Erlebnisse dieser wohl hat.
Natürlich kam der Winter wieder – und als der Schneefall wieder einsetzte – erschien auch der geliebte Schneemann.
(Dass zumindest die Bilder zu erzählen vermochten, was wiederum ein Beweis für die Wichtigkeit einer guten Illustration ist.) Denn ich habe absolut nichts verstanden, was die Mitarbeiterin der Bibliothek da vorgelesen hatte.

Spannend war, dass das Bilderbuch auf einem großen Bildschirm präsentiert wurde und die Seiten wie bei einem Komichibai via Fernbedienung umblätterten. Das Ganze wurde mit vielen Bewegungsübungen begleitet, bei denen die Kinder interaktiv mitmachen konnten. An einer Stelle wurden auch Samenkörner ausgeteilt (In einem Bild pickte ein kleiner Vogel kleine Samenkörner vom Arm des Schneemannes). Nachdem die Kinder diese eingehend begutachten konnten, wurden die Körner auf einem Teller aufgehäuft. Daraufhin hielt die Vorleserin diesen dann an den Bildschirm, als ein animierter Vogel an besagte Stelle hüpfte und diese „pickte“. Die Reimverse wurden aufgesagt, wieder begleitet von rhythmischem Schlagen und anderer Bewegung. An einer weiteren Stelle erhalten die Kinder kleine Schneemann-Ausmalvorlagen, welche dann am Ende entweder auf ein sommerliches oder auf ein winterliches Bild (A3-Format) geklebt werden. Außerdem benutzt sie einen metallenen Briefkasten, aus dem sie die in dem Kinderbuch gezeigten Postkarten herausholt und den Kindern zeigt.

Bei der Rückkehr in die Einrichtung finden sich die Kinder in einem Kreis auf Bänken und Stühlen zusammen. Es folgen daraufhin Übungen, vermutlich hinsichtlich Zählen und Wörtern.
Mittagessen!
Die ganze Einrichtung hat insgesamt sieben Gruppen. Welche je eigenen Räumlichkeiten zugeteilt sind. Verbunden werden diese scheinbar durch einen langen Flur, den sogenannten „Highway“ (laut Sini ^^). Die Kinder sind ungefähr nach Alter unterteilt: Die Jüngeren essen in den eigenen Räumlichkeiten. Die Älteren hingegen kommen in den großen Speisesaal, dessen Deckenbeleuchtung angenehm erhellt wird durch ein paar Lichterketten. Die Tische sind alle auf Erwachsenenhöhe ausgelegt. Dafür sind die Stüle mit einem Trittbrett ausgestattet, damit die Kinder hochsteigen können.
Das Essen wird von den Kindern an der Küchentheke abgeholt, aber von den Erzieherinnen draufgehäuft.
Die Kinder können scheinbar so lange essen, wie sie möchten (zumindest ist genug Zeit eingeplant), und das benutzte Geschirr wird eigenständig wieder abgeräumt.

Schlafenszeit!
Alle Kinder – ja, alle – gehen in die Schlafräume zum Mittagsschlaf. Davor können Sie aus Ihrem Garderobenfach Ihre Stofftiere holen. Manche bleiben nur eine halbe Stunde darin, andere länger.
Bis 12:30 Uhr sind die Mitarbeiterinnen im Personalraum oder anderen Räumlichkeiten und ruhen sich entweder bei einem Kaffee aus oder besprechen sich. Danach finden sich auch schon die ersten Kinder wieder in den Räumlichkeiten ein – ziemlich zersaust und müde. 😀

Da ich etwas in meinem Skizzenbuch gezeichnet hatte, weckte das die Neugier von einigen Kindern. Anderen wurden Kinderbücher vorgelesen (leider alles immer noch auf Finnisch…). Für ein Mädchen bastelte ich Papierflieger und nach einer kurzen Internetsuche noch eine fliegende Fledermaus!
Das Letzte, was ich noch miterlebte, waren Sprach- und Zählübungen mit Karten. Darauf sind verschiedene farbige Monster abgebildet, mit verschiedener Anzahl an Extremitäten, Augen etc. Ich versuche noch Fotos davon zu machen!
Dann war es auch schon 14 Uhr – Feierabend!

Zuletzt sei noch ein Dankeschön gesagt an eine meiner Kolleginnen, die hin und wieder für mich übersetzt hatte, was die Kinder erzählten. Es waren Geschichten dabei, wie sich Kinder vorstellen, dass Menschen aus allen Ländern hier nach Finnland kommen wegen Wasser, oder dass ein Junge davon überzeugt war, dass seine Knochen langsam verschwinden würden!