Farewell

Der Abschied von den Kindern und den Kolleginnen heute war sehr traurig, gleichzeitig jedoch auch schön. Diese Wärme, Herzlichkeit und Liebe zu spüren, die man innerhalb von nur vier Wochen entstehen hat lassen, das ist schon ein sehr beeindruckendes, sehr prägendes Gefühl.
Ich hätte vor meiner Hinreise nicht gedacht, dass es so gut und intensiv wird. Und ich bin auch immens dankbar meinen Kolleginnen, die ich hier gefunden habe, für ihre Unterstützung und diesen sozialen, kollegialen Support, den ich durchgehend erfahren durfte. Dies hat man auch nicht immer. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich nur für einen Monat dort gewesen bin. Dazu die finnische Sprachbarriere, welche eine Interaktion auch schwieriger machte. So darf ich schlicht sagen, dass dieses Verhalten von Ihnen beispiellos ist.
Dann natürlich die Kinder, bei denen das Abschiednehmen mich am Ende beinahe den Tränen nähergebracht hat.
Ich habe in dieser kurzen Zeit extrem viel gesehen, erlebt und gelernt. Was mir für meine zukünftige Arbeit als Pädagoge eine wunderbare Bereicherung und Stärkung ist.

Es gibt ein altes Kinderspiel namens „Ich packe meinen Koffer und nehme mit…“:
Das Ergebnis live zu sehen, was gelebte Partizipation bringen kann. Die daraus resultierende Selbständigkeit der Kinder. Selbstbestimmung, bei Entscheidungen teilhaben zu dürfen. Einen Morgenkreis von einem Kind mit Unterstützung leiten zu lassen. Wie sie automatisch Regeln und Verhaltensweisen verinnerlicht haben, sei es bei der Essenssituation oder beim Freispiel. Klar gab es auch Kinder, bei denen es manchmal schwieriger wurde. Aber es wäre verwunderlich, wenn nicht.
Ich mochte auch sehr, wie die Kids einfach in den Räumen unbeaufsichtigt selbständig spielen konnten und durften. Und vor allem, wie sie im Sandkasten draußen auf einem halben Meter hohen Holzbalken balancierten und dies zugelassen wurde. Ja, es ist auch ein Mädchen mal runtergefallen und hat sich wehgetan. Aber allein dadurch, dass die Kinder diese Freiheit erfahren, erlangen sie wertvolle Erkenntnisse über Risikoeinschätzung, Umgang/Erleben der Umgebung und ihres eigenen Körpers. Wieder etwas, was das Selbstbewusstsein stärkt.
Wunderbar war auch, dass jede Woche ein Ausflug unternommen wurde. Und sei es auch „nur“ in einem Wald. Es hilft natürlich, wenn man die 21 Kinder in zwei Gruppen unterteilt (nach Alter getrennt) und wenn man genug Personal hat. Etwas, das ein Alleinstellungsmerkmal dieser finnischen Einrichtung ist.
Den wenn es ein Problem gibt im sozialen Bereich – dann Personalmangel.
Außerdem, so wie mir die Leitung erklärte, hat dieser Kindergarten deutlich höhere Summen als Budget zur Verfügung als ein städtischer Kindergarten/Krippe/Hort bei uns daheim.
Abschließend ist es wirklich gut, wie frisch und gut das Essen zubereitet wurde. Und dass die MitarbeiterInnen ganz normal mitgegessen haben. Nichts mit pädagogischem Happen. Sowas ist schon sehr gut für die Arbeitsmoral.

Finnland war eine interessante und positive Erfahrung, und ich bin sehr dankbar, dass ich diese durch das Erasmusprogramm habe mitnehmen können.

Ich hab liebe Menschen kennengelernt und wurde mit Positivität überschüttet. Mit meiner wunderbaren Reisebegleitung (Nele) hatte ich überaus witzige und gute Gespräche, welche ich definitiv missen werde. Außerdem war es super mit ihr shoppen zu gehen. ^^

Was ich nicht vermissen werde – die Preise. Finnland ist deutlich teurer, was Lebensmittel angeht. Und wenn man sich vegetarisch oder vegan ernähren möchte: viel Glück!

Aber wie war den mein letzter Tag?
Well.. er fing erstmal damit an – das ich eine mega liebe Begegnung im Garderobenflur mit dem Vater von A. hatte (Datenschutz und so!). Das hier ist die Karte, welche ich neben zwei schönen Tassen, geschenkt bekommen habe und ich werde sie für alle Zeit aufheben, als Erinnerung daran. Warum dieser Job so wichtig ist.

So aufgeputscht und berührt, machte ich mich daran den Tag in der Einrichtung zu beginnen.
Nachdem Nele und ich uns (endlich) mit der Leitung unterhalten konnten und wichtige, bürokratische Formalitäten erledigten. Beendete ich meine Arbeit an dem Fensterbild. 🙂

Dann aber folgte noch vor dem Mittagessen der offizielle Abschied und die Präsentation des Stop-Motion-Filmes (kommt dann in einem Extra-Post)! Der Film ist einfach super geworden und hat für große Begeisterung gesorgt.
Danach haben meine Kolleginnen, mir das selbstgebastelte Geschenk der Kinder überreicht: Ein Heftchen mit von den Kids gezeichneten Bildern für mich. <3
Sini und Lotta hatten dann noch was anderes für mich: finnisches Brot, eine dunkle Schokolade und Lakritze ^^! Zum Abschluss wurde ich von allen umarmt, was wunderschön war.

Dann aber hatte ich für alle noch etwas vorbereitet. Mein Abschiedsgeschenk!
Ich hatte mehrere Tage an einer Illustration gearbeitet auf meinem iPad Pro via ProCreate kombiniert mit analogen Zeichnungen, klassisch auf Papier mit Bleistift. Da wir ja zwei Gruppen haben: Unicorns und Bunnys… ihr könnt es euch daher vermutlich schon denken:

Bei Interesse, das hier ist ein Entstehungsvideo:

Der Rest des Arbeitstages lag einfach unter dem Schatten des Abschieds. Und ich hasse Abschiede…
Es wurden gute und wehmütige Gespräche geführt. Es wurde erneut gesagt, dass ich jederzeit willkommen bin wieder zu kommen und ob ich nicht doch verlängern kann. <3
Ich durfte in der Mittagspause (während des Kinderschlafs) den wohl größten, kuscheligsten Hasen der Welt streicheln. (danke Milla!)
Und nach einem herzzerreißenden Abschied, insbesondere von A., schritt ich schließlich hinaus.

Am Abend trafen Nele und ich uns zum Abschlussessen, schönerweise in dem Restaurant wo alles anfing, im „The One Kitchen“.

P.S.: Ein Kind, mit dem ich immer die Papierflieger gebastelt hatte, war heute leider nicht da. Daher – wenn er am Montag kommt, wartet auf ihn eine extra-Überraschung. Und außerdem noch die Zeichnung von Sini, die mich darstellt ^^ .. weil es auf der Tages-Agenda stand: Abschied Ben.